Einblicke in den Fachtag "(Zwangs)Migration und Flucht" des Erinnerungsorts Alter Schlachthof und DOMiD am 08.12.2023
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- Erstellt: Donnerstag, 14. Dezember 2023
Einen gemeinsamen Lernraum schaffen – Ein Kooperationsprojekt
Wie können vielstimmige Migrations- und Fluchtgeschichten in der Gesellschaft der Vielen sichtbar gemacht, erzählt und erinnert werden? Wie binden wir Erfahrungen und Realitäten von Teilnehmenden in unsere Bildungsarbeit zu (Zwangs)Migration und Flucht ein? Fragen wie diese standen im Mittelpunkt des Fachtages „(Zwangs)Migration und Flucht – Geschichte(n) von damals und heute“, der am 08.12.2023 an der Hochschule Düsseldorf (HSD) stattfand. Konzipiert und organisiert wurde er vom Erinnerungsort Alter Schlachthof (Projektleitung Eva Krane) in Kooperation mit DOMiD (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland, Andrea Nepomuck) und von der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen gefördert.
Trotz Bahnstreik fanden zahlreiche politische Bildner*innen verschiedener Disziplinen aus ganz NRW den Weg nach Düsseldorf, darunter Lehrkräfte, Gedenkstättenpädagog*innen, Studierende sowie Mitarbeiter*innen aus Vereinen, Institutionen, Projekten und Initiativen. Auch sechs Oberstufenschüler*innen der Käthe-Kollwitz-Schule (Leverkusen) und des Georg-Büchner-Gymnasiums (Düsseldorf) waren dabei: Im Gespräch mit Andrea Nepomuck (DOMiD) erzählten Saeed Abd Alghany, Nashmil Al Youssef, Abdalla Elmahmudi, Sofia Tirelis, Julia Daszkiewicz und Leonie Eckert den interessierten Teilnehmenden von ihren ganz persönlichen Erfahrungen aus dem vorangegangenen Kooperationsprojekt: davon, welche Objekte und Geschichten sie im DOMiD und am Erinnerungsort Alter Schlachthof besonders berührt und bewegt haben und wie es für sie war, sich diese „anzueignen“ und den Schüler*innen der jeweils anderen Schule vorzustellen.
Nach diesem persönlichen Einstieg fanden Impulsvorträge statt, die am Nachmittag in Form von Workshops vertieft werden konnten. Spannende Einblicke in die praktische Erinnerungsarbeit bot das Projekt „Ein anderes Duisburg. Migration erinnern – Antirassistische Städte schaffen“, das von Ceren Türkmen und Ali Şirin (Zentrum für Erinnerungskultur) vorgestellt wurde sowie die von Xenia Gromak und Eva Grütgen (Studierende im Master „Kultur, Ästhetik, Medien“ an der HSD) entwickelte Ausstellung „Pack deine Sachen! – Ausstellung über Flucht von Frauen aus der Ukraine heute“, welche auch in der Bibliothek der HSD besichtigt werden konnte. In den Workshops bildeten diese Projekte den Ausgangspunkt, um mit den Beteiligten über praktische Erfahrungen, Inhalte und Methoden ins Gespräch zu kommen sowie Möglichkeiten und Herausforderungen für die politische Bildungsarbeit zu diskutieren.
Auch theoretische Zugänge wie der von Freya Kurek (Universität zu Köln) über „Bildungstheoretische und geschichtsdidaktische Perspektiven auf historische wie gegenwärtige (Zwangs)Migration und Flucht“ (anschließender Workshop dazu unter der Leitung von Friederike Aschhoff (HHU Düsseldorf) und Andrea Nepomuck vom DOMiD) und der von Prof.in Dr. Susanne Spindler (HSD) zu „Erinnerung(slücken) in aktuellen Migrationsdiskursen und -politiken“ sowie der Vortrag „Migration und die extreme Rechte“ von Alexander Häusler (FORENA, HSD; anschließender Workshop unter Beteiligung von Eva Krane vom Erinnerungsort Alter Schlachthof) boten viele Impulse zu u.a. erinnerungspolitischen Fragestellungen, die bei den Teilnehmenden in den Workshops zu angeregten Diskussionen führten.
Am Ende des Fachtages wurden die Inhalte, Fragestellungen und Diskussionen aus den Workshops zurück ins Plenum getragen. Stellwände mit verschiedenen Fragestellungen regten darüber hinaus zu einer Reflexion der eigenen Positionierung als Bildner*in, der Erinnerungsarbeit zu (Zwangs)Migration und Flucht sowie des Arbeitens mit historischem Quellenmaterial an.
Am Ende bleibt das Fazit: Es gäbe noch so viel mehr zu diskutieren und zu tun! Der Fachtag bildete zwar offiziell den Abschluss des Kooperationsprojektes, der dadurch ermöglichte intensive Austausch und die Vernetzung unterschiedlicher Akteur*innen im Bereich der historisch-politischen Bildungsarbeit ist aber hoffentlich vielmehr als Anfang zu verstehen, um diese wichtigen Fragestellungen weiter zu diskutieren und pluralistisch und multiperspektivisch anzugehen – damit entsprechende Konzepte für die Bildungsarbeit weiterentwickelt werden können.